Sonntag, 20. Mai 2012

Dem eigenen Ich auf der Spur

Sehr lange habe ich es gar nicht kapiert. Jedenfalls nicht richtig. Im Nachhinein betrachtet weiß ich: Die Submissivität schlummert in mir schon seit Jugendtagen. Ich habe sie bloß verdrängt.
Diese Erkenntnis machte ich vor ca. zwei Jahren. Und ich kam an den Punkt, dass ich nicht mehr konnte. Nicht mehr wollte. Was nicht mehr wollte? Meine Submissivität verbergen.
Kindheitserinnerungen. Wir haben verstecken plus fangen gespielt. Ein Mädchen hatte es mir angetan. Obwohl ich schneller und stärker war, ließ ich mich finden, fangen und - dank gespielter Gegenwehr - "besiegen": Sie saß/kniete auf mir wie eine Indianerin, drückte meine Arme zu Boden, ihre Haare fielen in mein Gesicht. Ich war spchtig danach. Und ließ mich immer wieder besiegen.
Jugenderinnerungen. Wir haben Klamotten für einen festlichen Termin gekauft, mir fiel etwas herunter. Die Verkäuferin sah mich süffisant an - ich ging auf die Knie, reichte ihr den Pulli. Danach träumte ich davon, Diener dieser Frau zu sein.
Die zweite Liebe. Sie dominiert mich sexuell. Ich finde es wunderbar. Rebelliere aber im Alltag. Es kracht, wir trennen uns.
Die Ehe. Auch hier gefällt es mir, mich sexuell fügen zu müssen. Doch im Alltag leiste ich Widerstand. Begehre auf. Machtkämpfe entstehen. Es rumort bis hin zur echten Ehekrise.
Der Zwiespalt hält jahrelang an - über die erotischen Zeichnungen von Eric Stanton verstehe ich allmählich, was ich wirklich will: mich einer einzigen Frau vollkommen hingeben, mich ihr unterwerfen, sie verehren, ihr dienen. Nicht bloß ab und zu, sondern immer. Für immer.
Und ich habe verstanden, dank Blogs/Foren wie "Minervas Juwelen" und "Ihr zu dienen":  Problem und Lösung zugleich liegen bei mir. Denn ich habe eine wunderbare, liebens- und verehrenswürdige Frau. Bloß den Schritt, mich ihr zu offenbaren mit allen potenziellen Konsequenzen, den habe ich lange gescheut.
Dann kam die Zeit, als ich diesen inneren Zwiespalt nicht mehr aushielt, weil er mich fast zerrissen hatte. Ich wollte mich unterordnen, versuchte aber in der Praxis, patriarchisch die Familie zu kontrollieren. Als ich vor der Wahl stand, mich für die egoistische Pascha-Rolle zu entscheiden oder für Demut gegenüber meiner Frau, fiel der Entschluss, Klartext zu reden. Ich habe gegenüber einer Frau eine Art Seelenbeichte abgelegt. Mich mir damit quasi ausgeliefert, denn von diesen Sekunden an war klar: Ein Zurück gibt es nicht mehr.
Die naturdominante Art meiner Frau und ihr Wissen um mein Inneres haben die Verhältnisse automatisch geregelt. Sie weiß, was sie von mir verlangen und mit mir machen kann. Sie weiß, wie sie mich empfindlich treffen kann. Sie weiß, wie sie mich anpacken kann. Dieses Wissen gibt ihr die vollkommene Macht über mich, in jeder Hinsicht. Durch den Seelen-Striptease bin ich meiner Frau ausgeliefert für immer. Sie hat mich in der Hand. Es ist bisweilen anstrengend für mich, aber ich liebe es. Und sie genießt ihre Macht.

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